Location: Unawatuna / Sri Lanka
Zeitunterschied: + 3,5 Std.
Wetter: heiß und schwül
Die heutige Zugreise hatte genauso, wie einige Mitreisende, bereits den Zenit des Tages überschritten. Seit gut fünf Stunden schaukelte uns Zug 1005 durch das zentrale Hochland Sri Lankas. Das betagte Eisenross der Sri Lanka Railways bahnte sich gemächlich seinen Weg durch die Berge, die von einem schier endlosen Teppich aus Teeplantagen bedeckt waren. Trotz der wunderschönen Landschaft um uns herum, sehnten wir uns nach dem Zielbahnhof. Aber fangen wir von vorn an.
Neben ein paar anderen Touristen teilten wir unser Abteil in der 3. Klasse auch mit einer einheimischen Musikgruppe. Die anfängliche Zurückhaltung wurde, wie so oft in solchen Fällen, mit dem wechselseitigen Verteilen von Reiseproviant überwunden. Wo im Anschluss bei unseren kletternden Verwandten nun das gegenseitige Lausen gefolgt wäre, zieht der kultivierte Zweibeiner das Kulturprogramm aus der Tasche. Unterhaken und Singen, war nun das Motto der Stunde. Die lautstarken folkloristischen Darbietungen aus unserem Waggon waren nicht unbemerkt geblieben. Die meist stehenden Mitreisenden in der überfüllten 2. Klasse drückten sich ihre Nasen an der Durchgangstür platt und bestaunten das illustren Treiben in der Holzklasse. Eine Darbietung reihte sich an die Nächste, unter ständiger Begleitung von Gitarre, Trommelwirbel und Tambourine. Solisten setzten sich in Szene und gaben unter vollem Körpereinsatz ihre Ständchen zum Besten, bis die Stimmung im Waggon kochte. Wer kennt diesen Moment nicht, wenn aus „viel“ erst „zu viel“ und dann „unangenehm“ wird und das gequälte Lächeln sich nur noch ein baldiges Ende wünscht. Leider nicht heute. Die Band hatte sich in die Verlängerung gesungen, na klar mit Doping, das leider nicht Bestandteil unserer Futtertüte gewesen war. Also weiter lächeln und singen…
Der Beginn unserer zehntägigen Reise durch Sri Lanka verlief, nach fast 14 Stunden Flug von Südafrika aus, wie geschmiert. Landung, Immigration, Geld abheben, Tasche mit den Hochzeitsklamotten einlagern und ab zum Bus, der uns in die Stadt bringen sollte. Na.. holla, die Waldfee, auch der stand schon zur Abfahrt bereit. Die halbe Stunde Fahrt ins Stadtzentrum verschliefen wir erst einmal genüsslich, wobei sich sich die Verluste in Puncto „sehenswürdig“ in engen Grenzen hielten, wie wir Tage später auf dem Rückweg feststellen konnten. Der Tagtraum endete mit der Ankunft auf dem Busbahnhof in Colombo. Wie eine Ameisenarmee schoben sich die Menschenmassen um die ankommenden Busse. Unser Befinden wechselte sekündlich von schlaftrunken zu quicklebendig. Man mag es kaum glauben, aber das vitale Treiben aus Menschen und Maschinen ließ in uns sofort diesen einzigartigen Spirit aufkommen, den man nur beim Reisen finden kann. Eintauchen und los. Umrahmt von den stets freundlichen Einheimischen bahnten wir uns den Weg zum Bahnhof. Die zehn Gehminuten verliefen wie geschmiert. Vormonsunzeit, mit Schweiß bis in die letzte Ritze und keine Chance auf Entrinnen. Dort angekommen paarten sich erneut Zufall und Glück. Meine holde Maid ergatterte noch Sitzplatztickets und der richtige, nämlich leere Waggon stoppe keine fünf Minuten später vor unseren Füßen. Geschafft. Auf geht’s nach Kandy.
Im Takt singhalesischer Rockmusik donnerte das Tuk-Tuk die abschüssige Straße in Richtung Stadtzentrum herunter. Es ist schon lustig zu sehen, was wir zivilisierten Sicherheitsfanatiker abseits heimischer Gefilde so ohne Gurt und doppelten Boden auf uns nehmen, nur um nach einem verschwitzten Tag an das Feierabendbierchen zu kommen. Alkohol kaufen ist ein „Akt“ in Sri Lanka. In speziellen Shops und gesichert hinter dicken Gitterstäben oder Panzerglas wird die vermeintlich „heiße“ Ware feil geboten. Die Preise tun ihr übriges für einen unvergesslichen Genuss. Na dann, Prost.
Kandy – das buddhistische Zentrum des Inselstaates, kommt ein wenig anders daher als man es typischerweise von einer „kolonial-indo-asiatischen“ Stadt erwarten würde. Die Lage zwischen mehreren Hügelketten, der künstliche See im Zentrum sowie die beginnende Bergvegetation lassen ein Flair von „asiatischem Luftkurort“ aufkommen. Lasst mal einfach eure Gedanken schweifen, wie das wohl aussehen könnte ;). Ein perfekter Ort also, um eins, zwei Tage herumzustrolchen.
Das überschaubare Zentrum von Kandy sprudelt vor Vitalität. Wo in Deutschland Dönerstand, Pizzeria und Metzger einen auf Multikulti machen, reichen sich hier Singhalese, Tamile und Moslem die Hand. Wer die Geschichte von Sri Lanka kennt weiß, dass da mehr der Wunsch Vater des Gedanken ist, aber zumindest oberflächlich scheint der Friede im Land eingezogen zu sein. Auf der anderen Seite ließen die Eingangskontrolle am buddhistischen Zahntempel erahnen, das Sicherheit, zumindest in der Vergangenheit, ein ernsthafteres Problem gewesen war.
Unverhofft kommt oft, sagt der Volksmund in der Regel dann, wenn man so gar keinen Plan hat und als Krönung dieser intuitiven Tagesplanung, es dann zufällig auch noch richtig gut wird. Als wir heute vor der Frage zwischen „vielleicht das“ oder ,nee besser das“ standen, entschieden wir nach zur vorgenannten Muster irgendwie richtig. „Spice-Garden“ hört sich für Asienkenner so spannend an, wie Kastanien sammeln in Mitteleuropa. Nichtsdestotrotz entschieden wir uns für die Stunde Pflanzenkunde präsentiert von einem einheimischen Autodidakten. Er vermochte das, von dem so mancher Lehrer träumt… oder vielleicht besser doch die betroffenen Schüler – ein trockenes Thema in eine interessante Unterhaltung zu wandeln.
Schon immer wollten wir doch wissen, wo wir denjenigen hin schicken können… genau wo der Pfeffer wächst. Oder, wer hat sich in diesem Zusammenhang nicht schon einmal gefragt, was der Unterschied zwischen weißen, grünen und rotem Pfeffer ist? Und in welchem sitzt eigentlich der Hase?
Er hatte eine Antwort auf all diese Fragen. Und nicht nur das. Muskatnuss, Ingwer, Paprika oder doch Aloe Vera… alles wuchs in diesem unscheinbaren Garten, wir mussten nur richtig hinschauen. Nach all den spaßigen Erklärungen rund um Sri Lankas endemische Pflanzenwelt sahen wir uns im Stande, das Ein oder Andere aus dem angeschlossenen Shop zu erwerben. Es hat also wiedermal geklappt… wir waren begeistert… und er auch.
Die Hitze hatte uns fest im Griff. Gemeinsam mit unser holländischen Reisebekanntschaft Nicole und Mark, saßen wir im Bus in Richtung Galle, ganz im Süden der Insel. Nach ein paar Tagen im Hochland Sri Lankas sowie einem Tag am „Udalawade National Park“ freuten wir uns nur noch auf Strand und Meer. Leider zog es sich heute gehörig hin. Da aber auch die längste Busfahrt irgendwann ein Ende hat, waren wir froh bei Kilometer 22 vor Galle den Bus verlassen zu können.
In einem modernen Musikvideo würde nun die Sequenz mit der kurzen Bildstörung folgen, das Symbol der „Rewind“ Taste erscheint und die Bilder huschen rückwärts bis an die Stelle zurück, in der Wohlbefinden die zentrale Botschaft war.
„Welcome in Ella“ steht auf einem Schild gleich neben dem Bahnhof des Örtchens geschrieben. Wie froh waren wir doch als endlich der Schaffner den nicht enden wollenden Gesang mit den Worten “Ella, Ella“ unterbrach und uns zum Aussteigen mahnte. Als Angie noch in Gedanken bei ihrer Oma „Ella“, war „Gott hab sie selig“, begrüßte ich bereits eines von Bob Marley Kindern, heute namens „Rasta Rocket“, in Anspielung an sein getuntes Tuk-Tuk. Wer nun “easy going“ erwartete, wurde schnell eines Besseren belehrt. Preisverhandlungen mit klaren Ansagen, war das Motto. Nach einer ersten Ablehnung folgte das Warten, gefolgt von der Sondierung des Marktes und der einhergehenden Ernüchterung. Ok, Guy`s, lets go. Na geht doch.
Angie hatte wieder einmal gefühlte Wochen gesucht und nun standen wir vor diesem halbfertigen Bau mit wunderschöner Aussicht auf den „Ella Rock“. Das nette kleine Örtchen erinnerte uns irgendwie an „Vang Vieng“ in Laos. Auf der einen Seite fühlten wir uns in der Mitte einer Touristenhochburg, aber gleich um die Ecke begann die „Mitte von Nirgendwo“. Ein Platz also, wo das Angenehme mit dem Reizvollen kombiniert werden konnte.
Wegbeschreibungen in Reiseführern haben gelegentlich Unterhaltungscharakter, insbesondere wenn der Leser sofort heraushört, dass der geneigte Autor laufen ließ. Immer der Bahnlinie entlang bis zum gelben Tempel, war bildlich gesehen, noch ein Selbstläufer. Danach aber verliefen sich nicht nur die Wege in einem Labyrinth aus hohem Gras und Teefeldern, sondern auch wir. Zum Glück stand nach einer halben Stunde „Versuch und Irrtum“ ein Bauer vor uns, der wusste was wir suchen. Danach lag es aber nur noch an uns, den ansteigenden Teil des Tages zu absolvieren. Geschafft. Lohn der Mühe, wer hätte es gedacht, war neben der grandiosen Aussicht ein Tässchen Tee, frisch gebrüht überm Feuer.
Dem abschließenden Fazit möchten wir zunächst noch ein paar kurze Gedanken zum südlichen Küstenstreifen voranstellen. Irgendwie hatte wir uns etwas mehr erwartet und wurden leider ein wenig enttäuscht. Woran lag es? Wir vermissten das typische Wohlfühlflair in Strandnähe. Es war irgendwie ein Mix aus zugebaut, halbfertig, und teilweise heruntergekommen – insgesamt nicht so sehr einladend aber selbst in der Nebensaison mit stolzen Preisen. Positive, aus unserer Sicht, haben wir den Ausflug nach Galle in Erinnerung, insbesondere mit dem dortigen Fort.
Und insgesamt? Dazu fällt uns eine nette Werbung ein die am Besten unsere Meinung wieder spiegelt. „Welche Farbe haben meine Zähne? Beige,…. dunkel-weiß!
In diesem Sinne bis zum nächsten Mal.
Ganz liebe Grüße
Angie & Thomas