Akropolis
Griechenland

In Erwartung auf?

Ich war noch nie auf Mallorca, Angie schon, des Öfteren. Wieder einmal standen wir vor einem Abfertigungsschalter. Griechenland sollte der Startpunkt unserer Reise sein, zum ersten Mal, für uns beide. Die Tortur in luftiger Höhe summierte sich heute aus einem elf- sowie fünfstündigen Block. Für eine Abwechslung dazwischen war ebenfalls gesorgt, Pinkelpause auf dem Rasthof Doha. Am Check-In Schalter in Perth nötigte man uns ungefragt Dankbarkeit ab. Wir wurden Teil des Spieles „Plätzchen wechsle dich“ und endeten als Nutznießer der internen Rotation. Die Vorderreihe kam weg, aus drei Sitzen wurden zwei, minus-minus ergibt plus – es ging eine Etage nach oben und zu guter Letzt noch der Hinweis, wie die Tür zu öffnen wäre. Unsere „Eco-Welt“ verbesserte sich schlagartig. Holla. Auf dem zweiten Ritt musste ich mir die Dreierstange nur mit meiner eigenen Henne teilen. Besser als erwartet, erreichten wir schließlich Athen.

Die hellenische Kultur erlebte ihre Hochzeit bereits vor über 2000 Jahren und gilt seitdem als eine der Wiegen unserer europäischen Kultur. Es ist daher auch nicht verwunderlich, dass sich heutzutage der gemeine Grieche gern an die längst vergangenen Epochen zurück erinnert. Mir geht es ähnlich. Immer wenn das Stichwort Griechenland fällt, erscheint das gleiche Bild vor meinem geistigen Auge. Eine mit weißen Umhängen bekleidete Gruppe von Dichtern und Denkern schlürft mit ihren Ledersandaletten philosophierend durch die Gassen am Fuße der Akropolis. Über die Jahrhunderte wurde dabei ganze Arbeit geleistet. Selbst auf trockenem Geläuf rutscht es sich bereits wunderbar über die Marmorplatten in den Gassen der Altstadt.

Wir schlenderten durch Plaka, der östlich von der Akropolis gelegene Stadtbezirk mit seiner wunderschönen Altstadt. Das gesamte Viertel ist wie gemacht für Touristen, die selbst in der bereits ausklingenden Hauptsaison die Straßen noch reichlich füllten. Wir störten uns nicht weiter daran, reihten uns ein und genossen das Flair aus richtiger und etwas alter Architektur. Wie immer auf Reisen, so auch in Athen, ließen wir uns einfach treiben, ohne irgendeiner „Sehenswürdigkeitenabstreichliste“ zu folgen. Was uns über den Weg lief, nahmen wir mit oder eben nicht. Die einzige Ausnahme bildete die Akropolis. Der schroff aufsteigende Felsen mit seiner imposanten Tempelanlage im „Baugerüstgewand“ kann eigentlich nur von einem „blinden Maulwurf“ verfehlt werden. Wer ein wenig Glück hat und diese vor einem wolkenfreien Himmel bestaunen kann, fällt gedanklich sofort wieder in die Antike zurück – „Ein Bild für die Götter“. Eine gute und vor allem günstige Gelegenheit für diesen Anblick bietet sich von einem kleinen Hügel unweit des Haupteinganges zur Anlage. Aber bitte seid vorsichtig. Die Männer mit den Ledersandletten hatten wohl allzu oft die gleiche Idee gehabt.

Über die griechische Küche wurde bereits alles gesagt. Es existiert wohl kaum ein Fleck auf der Erde, der nicht griechisches Schwein mit Wein anbietet. Sicherlich kann man sich trefflich darüber streiten, ob hier im touristischen Stadtzentrum das serviert wird, was Kenner unter lokaler hellenischer Küche verstehen. Uns war`s egal, ließ es sich doch vorzüglich rund um den antiken Felsen dinieren. Und das lag nicht nur am Essen. Die Gassen hinauf zur Akropolis werden von wunderschön hergerichteten Restaurants gesäumt, die jenes mediterrane Ambiente versprühen, für das es sich lohnt, seinen Stuhl im Lokal mal um 90 Grad zu drehen.

Griechenland, ohne den Besuch einer Insel, ist wie Gyros ohne Tsatsiki, oder so ähnlich. Aufgrund unseres eng gesteckten Reiseplanes, kam nur ein Eiland in die engere Wahl – Ägina, vor den Toren der Hauptstadt gelegen. Mit meiner Annahme, Piräus sei eine Hafenstadt fernab von Athen, hatte ich mich kräftig verschätzt. Nach gerade einmal 20 Minuten Bahnfahrt erreichten wir den bekannten Hafen des Vorortes. Beim Betreten der Fähre wurde uns recht schnell bewusst, dass unsere Idee mit dem Ausflug nicht ohne reichlich Nachahmer geblieben war. Zum Glück bot Ägina an diesem Tag genügend Platz, um eine Schiffsladung Touristen gleichmäßig zu verteilen. Wir verbrachten einen wunderschönen Tag auf der Insel, den wir vorrangig mit Ausspannen verbrachten. Nach einer kleinen Runde mit dem Mietwagen stoppten wir eigentlich nur noch zum Baden und Essen. Auch hier übrigens ein ambivalenter Genuss. Richtig, es lohnte sich auch wieder den Stuhl zu drehen.

Am nächsten Tag setzten wir unsere Reise schon in Richtung Norden fort. Nach einer fünfstündigen Zugfahrt erreichten wir Thessaloniki, eine Stadt, mit einer grusligen Bahnhofstoilette und auch sonst kein Ort, an dem man sich länger als nötig aufhalten sollte. Eigentlich. Leider kam es etwas anderes als erwartet, schlürften doch die weißen Gewänder wieder um die Ecke. Es wurde rutschig. Dieses mal allerdings für unseren Reiseplan.

Ganz liebe Grüße von euren zwei Reisenden.

Angie & Thomas