Als in Deutschland gerade die Werkssirenen dröhnen, erreichen wir den beschaulichen Busbahnhof von Kotor. Ähnlich wie bei der Bundeswehr so folgt auch auf Reisen nach dem Absitzen erst einmal das „Sammeln“ und „Antreten“. Danach werden die Rucksäcke und Sachen kontrolliert und meine Gruppenführerin nordet für gewöhnlich schon mal ihren elektronischen Kompass, damit der Weg zur Unterkunft nicht im Nirgendwo endet.
Der Himmel über der Bucht von Kotor wechselt im Licht der aufsteigenden Sonne bereits sein Antlitz und strahlt minütlich in einem helleren blau. Einige Etagen tiefer kann das Wasser der Bucht nur davon träumen, liegt es doch noch immer im Schatten der sie seitlich begrenzenden Gebirgszüge. Wir erreichen unser Hostel. Das alte, aber frisch renovierte Gemäuer befindet sich direkt am Hafenbecken und hat eine Holzbank mit gestreifter Sitzauflage vor der Tür. Ein wichtiges Detail, lohnt es sich doch von hier aus den Beginn des Tages zu beobachten. Die ersten Fischer landen ihren Fang, der „Hand in Hand“ sofort den Weg in die bereits wartenden Lieferwägen findet. Ebenso in Spuckweite besteigen einige reisenden Frühaufsteher ihre gecharterten Motorboote für eine Ausflug. Der Radverleiher zu unserer Rechten öffnet gerade seine Pforten und hat Probleme den Riegel des Türflügel in die dafür vorgesehene Öse zu platzieren. Die Sonne gewinnt weiter an Höhe und rückt nun schon die Altstadt am gegenüberliegenden Berghang in das erste Licht des Tages. Auch auf das Wasser treffen nun mehr und mehr Sonnenstrahlen und vollenden die farbliche Komposition aus Sonne, Wasser und Landschaft.
Wir öffnen die Tür zum Hostel und treten ein. Kristina, die junge Dame hinter dem Tresen der Rezeption, hatte wahrscheinlich die letzte Nacht unruhig geschlafen und muss sich nun innerlich zur Freundlichkeit ermahnen. Wir helfen ein wenig, in dem wir ihr aufmerksam folgen und vor allem dumme Fragen vermeiden. Als wir uns nach fünf Minuten Monolog bei ihr bedanken und sie dabei noch mit ihrem Vornamen ansprechen, verschwinden urplötzlich ihre müden Augen und wir landen wieder dort, von wo wir gerade hergekommen waren – die Bank vor dem Hostel. Von der Holzpritsche aus erklärt sie uns nun noch einmal alles Wichtige in Natura und fügt gleich noch ein paar Geheimtipps der Einheimischen hinzu.
Die Altstadt von Kotor mit ihren historischen Gebäuden sind ein Juwel von denen wir uns beim Schlendern durch die Gassen berieseln lassen. Natürlich sind die Wege auch hier von Restaurants und Shops gepflastert, die aber sehr geschickt mit der alten Bausubstanz verschmelzen. Wer ein Anhänger der Ruhe vor dem Sturm ist, dem sei der frühe Morgen ans Herz gelegt, bevor die ersten Touristengruppen das Terrain belagern. Zum Glück haben Gott und die Bauherren der Stadt ein Einsehen gehabt und den besten Blick nach hoch oben gelegt. Durch das Fehlen jeglicher technischer Aufstiegshilfen ist dieser Ausblick denen vorbehalten, die den gut sechzig minütigen Aufstieg bewältigen können. Jeder Tropfen Schweiß wird im Anschluss mit einem grandiosen Blick auf die Bucht belohnt. Dank Kristina`s Tipp mit der Alternativroute konnten wir uns den Eintritt sparen und kreuzten auch noch das Gehöft eines Bergbauern. Vor dem visuellen Genuss wandern so noch allerlei Leckeiern in unsere Mägen bevor wir durch ein Loch in der alten Stadtmauer den Aussichtspunkt erklimmen.
Vom Blick auf, nun zum Blick rundum die Bucht. Die beste Möglichkeit hierzu bietet eine Fahrradtour entlang der nicht so belebten Westseite des Meeresarmes. Auch hier kann jeder nach persönlicher Kondition zwischen zehn und fünfzig flachen Kilometern wählen. Unterwegs bieten sich natürlich zahlreiche Möglichkeiten dem Tag eine kulinarische und entspannende Note zu geben. Das Essen ist vorzüglich und über das Blau des Wassers brauchen wir kein Wort verlieren. Insgesamt ähnelt das Flair der Bucht den typischen mediterranen Landschaften des Mittelmeerraums und wird gern als Urlaubsregion der benachbarten Binnenländer, wie Serbien genutzt. Diese sind kulturell eng verbandelt mit den Montenegrinern. Und Hilfe, die Russen kommen oder besser, sie sind schon da. Wie wir hörten investieren die betuchten Russen ihre letzten Kopeken gern auch in Ferienhäuser an der Küste und treiben damit immer mehr die Preise in Höhe. Wer will es ihnen verübeln bei der Schönheit der Landschaft. Im Allgemeinen ist das Preisniveau in dieser Region noch ertragbar, wird aber wahrscheinlich in den nächsten Jahren genauso durch die Decke gehen, wie im angrenzenden Nachbarland Kroatien, der nächsten Station unserer Reise.
Wir setzen unsere Reise in Richtung Dubrovnik fort, das gerade mal 95 Straßenkilometer von Kotor entfernt liegt. Wer also zwei wunderschöne Fliegen mit einer Klappe schlagen möchte dem sei ein Flug in die kroatische Stadt empfohlen, von wo aus die gesamte Region aus einfach erkundet werden kann.
Dubrovnik ist die Perle der kroatischen Adriaküste. Betrachtet man die täglichen Touristenströme in der Stadt, muss sich das bereits in der gesamten Welt herumgesprochen haben. Während der Hochsaison ist insbesondere die Altstadt von morgens bis abends von Menschenmassen geflutet. Wie schon in Kotor so hat man auch in Dubrovnik den schönsten Blick auf die Stadt von hoch oben. Gott und die Stadtverwaltung waren hier allerdings weitaus gnädiger mit den Reisenden, schuf der Eine doch einen passablen Hausberg, auf den die Anderen eine Seilbahn bauen ließen. Nichtsdestotrotz haben auch hier die Götter den Schweiß vor den Genuss gestellt, schwitzen sich doch die gemeinen Touristen beim Schlangestehen für die Tickets gehörig ins Hemd. Zwei volle Tage schlendern wir durch die Altstadt sowie die angrenzenden Bereiche. Wir gehen hier und da baden, schauen hinter die eine oder andere Ecke und essen und trinken überteuert.
Für den Weg nach Split haben wir die Fähre gewählt und werden nicht enttäuscht, können wir doch zumindest einen ersten Eindruck von den vorgelagerten Insel gewinnen. Beim letzten Stopp der Fähre in Brač sehen wir übrigens das blaueste Wasser unserer Reise – Südsee in Europa!
Split ist ein weiteres nettes Städtchen an der Adria. Wie schon zuvor lädt auch hier eine schöne Altstadt zum touristischen Zeitvertreib ein. Insbesondere mir wird aber eher unser ausgedehnter Badeausflug zum Stadtstrand von Split in Erinnerung bleiben. Kroatische Strände sind in der Regel steinig, was aber den Badespaß kein Abbruch tut. Das Wasser der Adria ist genial. Sauber, blau und nicht so wellig – perfekt zum Schwimmen, was ich auch ausgiebig tat. Klar war es blöd sich nicht einzuschmieren, aber ich dachte mir, das bisschen Schwimmen wird schon passen. Der Rest der Geschichte ist schnell erzählt. Am Abend brennt der Pelz als lehrreiche Erinnerung für das nächste Mal.
Für unsere letzte Station in Kroatien müssen wir uns bereits vom Meer verabschieden, führt uns doch der Weg in die Hauptstadt Zagreb. Na, klingelt da vielleicht etwas bei euch? Nein. Bei uns auch nicht. Keine Erwartungen sind manchmal am Besten. Die Ankunft im Hostel „Swanky-Mint“ verläuft gleich mal vielversprechend. Für gut zehn Minuten „still halten“ bekommen wir statt „Doorm“ ein „Doppelzimmer“ und sind dafür jetzt auf dem „Instagram- Account“ der Herberge verewigt. Obendrein treffen wir in diesem Zusammenhang auch noch eine weit gereiste Lady an der Rezeption, die ihre Chance nutzt und uns zum Thema Reisen verbal verspeisst. „That`s Life, manchmal ist man Opfer, manchmal Täter.
Ansonsten sind wir angenehm von Zagreb überrascht. Die Innenstadt bietet eine Vielzahl von Ausgeh-Möglichkeiten jeglicher Couleur, um sich den Tag bzw. Abend zu versüßen. Des Weiteren sorgen jede Menge kroatische Heimkehrer dafür, dass die Trends und Erfahrungen aus anderen Metropolen wie London oder Berlin in neuer Form heimisch werden. Auch das „Swanky Mint“ ist ein Ergebnis dieser Transformation wie uns „Skinny Chicken“ so ihr Instagram Name, beim Einchecken versichert.
Schön war` s auf unserer Balkanreise von Athen bis Zagreb. In unserer Nachbetrachtung fallen mehrfach die Worte, „Hätten wir doch bloß mehr Zeit gehabt“. Europa und somit auch der Balkan haben so viel zu bieten, dass man wahrscheinlich Jahre dort verbringen könnte. Aber wer hat die schon….? Vielleicht wir, in der Zukunft? Schön wär´s es zumindest. Was wir in diesem Fall zumindest andenken würden, ist eine Reise mit einem Camper-Van, da diese Art zu Reisen in Europa alle Vorteile vereinen würde.
Unser Trip ging nach Zagreb natürlich noch weiter. Da ich zu faul bin noch einen Reisebericht zu Deutschland zu schreiben, möchte ich hier die Gelegenheit nutzen, um euch einen kurzen Abriss zum Besten zugeben.
Mit dem Nachtzug setzen wir unsere Reise in Richtung München fort, wo wir bei einem dreistündigen Aufenthalt auf dem Hbf München unsere Freundin Anja trefen. Das Motto dieses Wiedersehens möchten wir im Nachhinein als „Frühschoppen bayrischer Art“ bezeichnen, gab es doch Weißwurst mit Brezel und Prosecco. Reichlich angeschickert besteigen wir im Anschluss den ICE in Richtung Frankfurt, um gemeinsam mit unserer Freundin Alex ihren 50-zigsten zu feiern. Am gleichen Tag versteht sich. Nach einer durchzechten Nacht und Brunch am nächsten Tag wartet schon unsere Heimat Dunkeldeutschland auf uns, die wir nach sechs Stunden Autofahrt erreichen. Neben „Familie- und Freunde besuchen“ galt unsere Aufmerksamkeit einem runden Feste – die 44. Jahre Geburtstagsparty meiner ehemaligen Clique.
Im Endeffekt bekamen wir alles unter einen Hut und möchten noch einmal ein Dankeschön an alle richten, die uns die Zeit in Europa versüßten.
Ganz liebe Grüße von euren zwei Reisenden
Angie und Thomas